Michl Zirk in der Presse

Eine sehr schöne Beschreibung meiner Arbeit finden Sie in diesem Artikel der „Nürnberger Nachrichten“, die dankenswerterweise die Verlinkung erlauben:

https://www.nordbayern.de/1.5690649

Natürlich sind Michl Zirk und die ErzählBühne regelmäßig in der Presse vertreten. Die Veröffentlichung von Presseartikeln auf einer Webseite verletzt jedoch das Urheberrecht. Deshalb können hier – außer mit ausdrücklicher Genehmigung der Rechteinhaber – keine Artikel eingesehen werden. Falls Sie als Veranstalter jedoch an Artikeln zu einzelnen Programmen oder Projekten interessiert sind, schicke ich Ihnen gern eine Kopie zu.

Eine Kritik zu „Schiller: Die Räuber“, mit freundlicher Genehmigung der Autorin Susanne Voss, erschienen in „Der Bote“ (N-Land), 2012:

Gute Unterhaltung mit Tiefgang

26.04.2012

von Susanne Voss

ALTDORF – Es ist ein Drama, das sich im ausgehenden 18. Jahrhundert abspielt. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existiert noch, die Gesellschaft ist im Absolutismus erstarrt. Erste Vorboten der Aufklärung und der französischen Revolution zeichnen sich ab, als die ungleichen Brüder Karl und Franz Moor auf einem Schloss in Franken ihren fatalen Lebensweg beginnen.

Michl Zirk und Uwe Freytag präsentierten unter der Schirmherrschaft der Stadtwerke Altdorf im Kulturkreis eine pointierte und mitreißende Adaption des Schiller-Klassikers „Die Räuber“. Zirk ist ein Könner – souverän, expressiv und ein Meister des akzentuierten Minimalismus. Er nimmt das Publikum mit, erweckt vor dem inneren Auge auch subtile Nuancen zum Leben und entwickelt so den dramatischen Plot. Uwe Freytag unterstreicht die Handlung mit der Gitarre in sorgfältig gesetzten Intermezzi, die nie zu lang sind, um gedanklich abzuschweifen.

Die Lebensgeschichte der adeligen Brüder Karl und Franz Moor offenbart die Abgründe der menschlichen Seele. Der Vater zieht Karl, den Erstgeborenen, unverhohlen seinem jüngeren Sohn Franz vor.

Die Brüder könnten ungleicher nicht sein: Der tollkühne Karl, der nach Leipzig zum Studium geschickt wird, obwohl intellektuell wenig interessiert, und Franz, der Feinsinnige, der sich schließlich den Ideen der Aufklärung verschreibt: „Wage es, aus deiner selbst verschuldeten Unmündigkeit herauszukommen.“ Fortan erkennt er keine religiöse, juristische oder politische Gewalt mehr an. Karl hingegen ist die Wissenschaft bald zu dröge, er zieht mit einer Gruppe Gleichgesinnter durch Kneipen, ist verwickelt in Raufereien und hat schnell den Ruf eines Bürgerschrecks.

Als seine Schulden schließlich ins Astronomische steigen, bittet Karl den Vater in einem Brief um dessen Hilfe, die Rückkehr auf das heimatliche Schloss und die Heirat mit der schönen Amalia, die der Schlossherr bei sich aufgenommen hat. Franz fängt den Brief ab.

Getrieben vom Hass auf den Bruder belügt er den Vater mit dem Ziel, Karls Rückkehr in das Schloss ein für allemal zu verhindern.Karl wartet in Leipzig vergeblich auf Antwort. Als er dort mit seiner Entourage erfährt, der Vater wolle ihn angeblich nie wiedersehen, lässt er sich von seinen Gefolgsleuten zur Gründung einer Räuberbande hinreißen, deren Hauptmann er wird.

Die Figur des Karl Moor personifiziert den gesellschaftlichen Umbruch im ausgehenden 18. Jahrhundert: Das Streben nach Freiheit und Individualität und die gleichzeitige Angst, dabei sicheres Terrain zu verlassen. Ohnmächtig ob der vermeintlichen Zurückweisung durch den Vater wird Karl so zum Gesetzeslosen.

In Franken versucht Franz, gänzlich losgelöst von ethischen Werten, Amalia, die Karl aufrichtig liebt, für sich zu gewinnen.

Er ist bereit, im schlimmsten Wortsinn über Leichen zu gehen, plant sogar den Vatermord. Das alles getrieben von Hass und jenseits jeder moralischen Instanz. Doch seine an Brutalität und Gewissenlosigkeit nicht zu überbietenden Pläne scheitern.

Gleichzeitig vollzieht Karl – ehemals der Filou – in Leipzig eine Wandlung zum Ehrenmann trotz seines Lebens abseits gesellschaftlicher Konventionen. Schließlich führt sein Weg ihn inkognito zum elterlichen Schloss. Es kommt zum dramatischen Showdown, in dem der Charakter des einen Bruders auf den des anderen projiziert wird: Franz, voller Hass und ohne Moral, begeht Selbstmord, Karl ist gefangen in selbst oktroyierten Konventionen, die sein Lebensglück konterkarieren.

„Schiller und die Räuber“ ist das beeindruckende Soziogramm einer Gesellschaft an der Schwelle zur Aufklärung, das problemlos den Faden zur Neuzeit aufnimmt. Richtig gute Unterhaltung mit viel Tiefgang von Michl Zirk und Uwe Freytag.

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